Das
Zahlreiche Teilnehmer fanden sich ein, um in der herrlichen Umgebung von Burg Finstergrün ein verlängertes Wochenende mit Tischrollenspiel und Fantasy-Live-Rollenspiel zu verbringen.
In dem Dorf am Fuße der Burg Finstergrün findet alljährlich ein großer Jahrmarkt statt. Dieser wird
von Helden, Spielleuten, Abenteurern und sonstigem Gesöcks besucht. Auch dieses Jahr trafen wieder
viele Fremde ein, um sich zu vergnügen, Geschäfte abzuschließen oder dunklen Plänen nachzugehen.
Mitten im schönsten Trubel gab es plötzlich helle Aufregung, denn ein Jungdrache wurde am Himmel
über dem Dorf gesichtet. Über dem Marktplatz kam der kleine Drache plötzlich ins Trudeln und stürzte
geradewegs in die Scheune, in der das Feuerwerk gelagert war. Nun speien Jungdrachen ja bekanntlich
Feuer, besonders wenn sie sich aufregen und dieser Drache, noch fast ein Baby und kaum so groß wie
ein Fuhrwerk, regte sich sehr auf. Die Folge davon war ein verfrühtes Feuerwerk. Auch die Höhe war
ein bißchen ungewöhnlich, muß man doch den Funken normalerweise nicht ausweichen.
Die ebenfalls aufgeregten Dorfbewohner erklärten den Jahrmarkt sofort für beendet, da das Feuerwerk
traditionell den Schluß des Marktes bedeutet. In der allgemeinen Aufregung wurden die Fremden
gebeten, das Drachenbaby zur Burg zu bringen. Töten kam nicht in Frage, da der König alle Drachen
unter Naturschutz gestellt hatte. So machten sich die tapferen Helden auf, um das Jungreptil zu
seinem Beschützer zu bringen.
In der Burg wurden sie feierlich empfangen. König Kuno bedankte sich überschwenglich, es gab Wein und allerlei Reden. Unter anderem zitierte der König aus dem Gesetzbuch des Drachenschutzes den Paragraphen 8, Absatz 3 mit folgendem Inhalt: Wenn eine oder mehrere Personen einen Drachen unter ihren Schutz nehmen, so sind sie damit verpflichtet für sein Wohlergehen Sorge zu tragen. Zuwiderhandeln wird mit dem Tode bestraft.
Dadurch lastete die Verantwortung für den Drachen nun auf den Schultern der Helden. Um diese Bürde
schnell wieder abgeben zu können, sollten sie seine Mutter finden und die Aufsichtspflicht wieder in
ihre geübten Klauen legen.
Nun war dieser Jungdrache aber ein ziemlich neugieriges Kerlchen, und während im Thronsaal getrunken und getratscht wurde, verschwand er unauffällig. Zunächst saß er noch ganz still in einem Eck, und dann war er weg.
In der Zwischenzeit segnete einer der Helden das Zeitliche, als er mit einem zufällig anwesenden
Freund etwas trinken ging. Beide fielen zu Boden, röchelnd nach Luft schnappend, doch der besagte
Freund hatte Glück und anscheinend etwas weniger von dem Getränk geschluckt. Als nun unser
sterbender Held so auf seinen Körper schaute, trat TOD zu ihm. Sogleich fing der frischgebackene
Geist an, sein unfaires Schicksal zu beklagen. Er ging sogar soweit seinen unglücklichen Freund
eines Mordversuches zu bezichtigen. TOD unterbrach ihn brüsk, schließlich hatte er noch mehr zu tun.
In diesem Moment erschien der RATTENTOD, der dringend Hilfe benötigte, da die Pest ausgebrochen war.
So wurde dem Verstorbenen noch eine Gnadenfrist bewilligt, in der er seine Nützlichkeit für die
Gesellschaft beweisen sollte. Da er nun etwas substanzlos war, erwies sich das als schwierig. Er
schnappte jedoch allerlei durch Zuhören auf, was er seiner Geliebten erzählen konnte. Sie war die
einzige Normalsterbliche, die in noch hören konnte.
Als die Helden nun endlich den Jungdrachen eingefangen hatten, ging es ihm gar nicht gut. Statt
Feuer kam nur noch etwas Qualm aus seinem Rachen, eine halbverdaute Schöpfkelle ragte zwischen den
Zähnen hervor, sein Leib war aufgequollen und sein Gang schleppend. Seine gesunde blaue Farbe hatte
er gegen ein kränkliches Blaßblaugrau-Gemisch eingetauscht. Sofort brachte man ihn auf Anraten der
Bediensteten zur Gouvernante des Königs, die anscheinend als Einzige in der Burg Erfahrung mit
Drachen und Magenverstimmungen hatte. Die strenge schwarzgekleidete Gestalt untersuchte den
Babydrachen. Der sonst so freche Kerl war sofort ganz brav, als sie anfing ihn auszuschimpfen und es
schien sogar als knurrte sie ihn an. Winselnd und gefügig gehorchte der Jungdrache.
Gegen Abend unterbrachen die Helden ihre Suche, um bei den Zigeunern zu Abend zu Essen. Unbemerkt
von den meisten Anwesenden, suchte TOD erneut den verstorbenen Helden auf. Er bot dem Geist nun ein
Spielchen an. Sollte er gewinnen, würde er ins Leben zurückkehren. Offenbar nicht ganz von seiner
eigenen Nützlichkeit überzeugt weigerte sich dieser zunächst. Aber schließlich erkannte er, daß dies
dem endgültigem Aus gleichkäme und spielte mit. TOD hatte ihn beobachten lassen, und ließ ihn
gewinnen. So schlüpfte der Geist in seinen Körper zurück und eilte in die Arme seiner Geliebten.
Als nun alle Bestandteile zusammen waren, bereitete die Gouvernante des Königs den Heiltrank. Ganz
offensichtlich verwendete sie dazu Magie und für einen kurzen Moment glaubten die Helden die Umrisse
eines Drachens über ihr zu sehen. Als der Jungdrache geweckt war, flößte sie ihm den Trank ein und
nach wenigen Minuten bekam er wieder seine gesunde blaue Schuppenfarbe. Kaum war er wieder gesund,
hüpfte er schon quietschvergnügt durch die Gegend.
Die Gouvernante, die sichtlich etwas geschwächt war, bedankte sich bei den Helden für ihre Hilfe und
bat sie in den Rittersaal zu gehen, wo ein Fest stattfinden sollte. Der Jungdrache lief fröhlich vor
ihnen her und ein Bediensteter zeigte den Tapferen den Weg.
Der König zeigte sich hocherfreut über die Rettung aller drei Drachen. Während die Helden zur
Befreiung geeilt waren, hatte die Gouvernante des Herrschers herausgefunden wohin der kleine
verfressene Schuppenträger gehörte, und nach reiflicher Überlegung beschloß man, die anderen beiden
vorerst bei ihm zu lassen. Also machte sich die Gouvernante auf den Weg in den Hof gefolgt von den
Drachenbabys. Die Helden, die neugierig waren, wie sie die Bälger heimbringen wollte, liefen an die
Fenster. Sie konnten sehen, wie die Gouvernante auf den Hof trat. Dort blieb sie stehen und die
Kleinen warteten in einigem Abstand. Dann begann die Gestalt der strengen Frau zu schillern und
silbriges Licht breitete sich um sie aus. Die Gouvernante verschwamm, und das Licht nahm die Form
eines Drachens an. Es wurde größer und größer und schließlich stand ein Silberdrache an ihrer
Stelle. Er hob seine mächtigen Flügel und schon kamen die Babydrachen heran. Als der Silberdrache
abhob, trug er zwei Drachenbabys in seinen Krallen und das dritte, das uns wohlbekannt ist, hängte
sich mit einem fröhlichen Gliepen an den mächtigen Schwanz des Drachens.
Die Helden konnten kaum glauben, was sie da gesehen hatten. Kopfschüttelnd wandten sie sich Bier und
Glühwein zu und gaben sich der verdienten Entspannung beim anschließenden Fest hin.
Die Helden machten sich sofort auf die Suche nach dem ungezogenen Schuppenwesen. Dieses hatte
anscheinend viel Spaß, denn die Helden trafen auf ihrer Suche in der Burg ein paar Mal auf einen
verkohlten Kerl, der noch ein wenig qualmte. Etwas verwirrt murmelte er immer: "Ich wollte ihn doch
nur streicheln!" Einige angeknabberte Bänke und Fensterläden zeugten vom Appetit des Drachenjungen,
und der Koch brüllte man solle dieses Monster wegschaffen, das über sein Gemüsebeet hergefallen war.
Der Hofmagier erwies sich als keine Hilfe, da er auf der Suche nach seinem Lehrling war. Der Bursche
hatte den Dämon seines Herrn freigelassen, und sich dann wohlweislich verdrückt. Auch begegneten sie
einem Geisterjäger mit Namen Johann Sankt Klara, der gerade auf der Suche nach einem Geist war. Der
verstorbene Held hatte einige Probleme, um nicht im Sack dieses Geisterjägers zu landen, denn der
sah ihn ziemlich gut. Der Spur der Verwüstung folgend, die der augenscheinlich hungrige Drache
legte, brachte die Helden auch auf einen hochgelegenen Wehrgang mit Ausblick auf den zweiten
Innenhof.
Als die Helden endlich unten angekommen waren, waren die beiden schon über alle Berge. Dafür
begegneten sie der "Elfish Inquisition", die sie mit Wattebäuschen bewarf und einen Wahrheitszauber
über sie sprach. Der Spruch wurde aber nicht zur Suche nach Verbrechern eingesetzt, sondern um die
wahre Meinung über ihr Aussehen zu erhalten.
Sodann erklärte die Gouvernante den Helden den Ernst der Lage. Der Babydrache hatte allerlei
ungenießbares Zeug gefressen, das sogar für seine sieben Mägen zuviel war. Er stehe kurz vor dem
Kollaps, was den Tod bedeuten würde. Sie könne ihn zwar ruhig stellen, müsse dabei aber ständig nach
ihm sehen, sodaß die Helden die Zutaten zu einem Heilungstrank für das Miniaturreptil alleine suchen
mußten.
Allerdings verschafften sie sich später enorme Anerkennung, als sie
einen Zwergeningenieur befreiten, der bei den Drow in einer seiner eigenen Fallen festsaß. Da die
Helden sowieso das Haupthaar einer dieser Elfen brauchten, befreiten sie in einem mächtigen Kampf
diesen Zwerg gleich mit. Allerdings mußten sich die Helden nach diesem Kampf erneut von der
Gouvernante heilen lassen. Die Essenz eines Geistes war relativ leicht zu erkaufen, erinnerten sich
die Helden doch an jenen Geisterjäger.
Plötzlich formte sich ein eigenartiges Licht um den Drachen und drei Gestalten traten daraus hervor.
Sie sahen aus wie Teufel und fesselten das Drachenbaby mit einem Strick. Das wabernde Licht
verblaßte und nahm sowohl die Gestalten als auch den Drachen mit. Die Helden stürzten hin, doch das
Licht ließ sie nicht heran und schon war es wieder verschwunden. Große Aufregung bemächtigte sich
aller und man beriet was wohl zu tun wäre. Bei einem Gespräch mit dem Hofmagier stellte sich heraus,
daß diese Gestalten wohl Täufler gewesen seien, die den Drachen entführten, um ihn in Tauf zu
verkaufen. Der Basar von Tauf war berühmt dafür, alles zu bieten, was man sich nur ausdenken konnte.
Und sogar Dinge, an die noch niemand auch nur gedacht hatte. Nun galt es schnell zu handeln. Der
Hofmagier wirkte einen Zauber in eine Spruchrolle, der die Helden jederzeit zurückbringen konnte,
mit allem was sie festhielten. Dann bereitete er das Ritual vor, das sie in die Dimension Tauf
bringen sollte. Ein Lichtportal erschien und nacheinander, mehr oder weniger entschlossen traten die
Helden hindurch. Es war nebelig und unheimlich, aber die Tapferen gingen durch diesen
Dimensionstunnel, fest entschlossen, den Jungdrachen zurückzuholen. Als sie nach endlos scheinender
Zeit in Tauf aus dem Portal traten, erwartete sie ein buntes Treiben. Seltsame Wesen hielten Waren
feil. Kreaturen, die nie ein Mensch zuvor gesehen hatte, wurden verkauft. Stände und Zelte klebten
aneinander. Sie fragten nach Jungdrachen und bekamen für einen entsprechenden Lohn auch gleich die
Richtung gewiesen. Als sie den beschriebenen Stand fanden, standen dort jedoch drei Drachenbabys zum
Verkauf. Zwar fanden sie ihren Drachen auf Anhieb heraus, aber die anderen beiden gliepten so
jämmerlich hinter ihnen her, daß den Helden das Herz schwer wurde. Auch ihr Jungdrachen jammerte
fürchterlich. Schließlich kauften sie auch noch diese beiden Drachenbabys und traten mit den
Jungreptilien den Heimweg an.